Bei extremen Niederschlägen treten kleinräumig urbane Sturzfluten auf. RainAhead ist ein vom Bun-desministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördertes kommunales und regionales Leuchtturmprojekt für die Anpassung an den Klimawandelmit dem Ziel, die Entwässe-rungssituation planerisch zu entlasten, zukünftige Extremereignisse besser zu bewältigen und kurzfristig vor solchen Ereignissen zu warnen.
Eine räumlich und zeitlich hochaufgelöste Starkregenvorhersage (1-h Nowcasting) diente als Grundlage für die Bereitstellung von stadtteilgenauen Warnungen mit individuellen Warnschwellen für die Einsatzplanung der Feuerwehr.
Das Warnsystem wurde als online-Webanwendung aufgebaut, die zum Einen die gemessenen Radardaten des DWD-Radars Boostedt und zum Anderen eine radarbasierte Niederschlagsvorhersage über die kommende Stunde (“Nowcasting”) umfasst (Tessendorf und Einfalt, 2011). Diese Anwendung wurde auf der Basis des bereits existierenden Webportals HydroNET-SCOUT für Schleswig-Holstein implementiert (Behnken et al., 2013). Hier können sowohl die Radardaten mit einer räumlichen Auflösung von 1 km x 1 km, die Vorhersage über eine Stunde als Animation und die Zeitreihen der zu Grunde liegenden Radardaten grafisch dargestellt werden (Abbildung 4).
Die HydroNET-SCOUT Web-Anwendung. Radar-Zoom mit Zeitreihe.
Für die Festlegung der Warnschwellen für die Feuerwehr fand eine Auswertung der Feuerwehreinsätze zum Thema Starkregen für die Jahre 2009 bis 2014 mit einem Abgleich mit gemessenen örtlichen Regenmengen statt. Insgesamt gab es 174 Einsätze bei 22 Ereignissen. Um statistisch belastbare Ergebnisse zu bekommen, wurden die drei größten Ereignisse mit 137 Einsätzen detailliert ausgewertet.
Da verschiedene Örtlichkeiten in der Stadt unterschiedlich auf Starkregen reagieren, wurden räumlich variable Warnschwellen ermittelt, die eine typische Dauer von 20 Minuten und eine statistische Wiederkehrhäufigkeit von 3.3 bis 10 Jahre hatten. Der höhere Wert korrespondiert mit den Ergebnissen von EINFALT et. al. (2012), während der niedrigere besonders empfindliche Gebiete betrifft.
Die Warnschwellen werden genutzt, um für jedes Radarpixel (Abbildung5) eine Schwellwertüberschreitung zu prüfen und gegebenenfalls eine E-Mail in die Feuerwehrleitstelle zu senden. Diese hat ein mit der Feuerwehr abgesprochenes Format und wird für eine Voralarmierung der Feuerwehrleitstelle seit Mai 2015 eingesetzt.
Das Feuerwehr-Warnsystem. Verwendete Radarpixel über der Hansestadt Lübeck.
Ungeplante Erkenntnisse aus der Projektdurchführung betrafen
- Grenzen der Kommunikation verschiedener Abteilungen in der Verwaltung
- Grenzen des Interesses von Planungsbeteiligten außerhalb der Verwaltung
- Rechtliche Bedenken zur Informationsbereitstellung für die Öffentlichkeit
- Grenzen der Einbeziehung der Bürger durch einen Vester-Prozess
- Defizite in der Umsetzung der Planung
- Interesse weiterer Abteilungen der Verwaltung an den Ergebnissen
Darüber hinaus wurde geprüft, ob und wo sich mit den erhobenen Niederschlagsdaten kurz-fristige Verschlechterungen der Badegewässerqualität an den Badestellen der Hansestadt Lübeck erklären lassen.
Fazit: Die unterschiedlichen Teilergebnisse des Projektes sind auch für andere Kommunen interessant und können, an örtliche Gegebenheiten angepasst, auch dort verwendet werden.
572
Have viewed this issue
0
Follow this issue
0
Shares of this issue
You have new comments.
click here to load them.